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Europäisches Parlament / Interaktiv / Radio Sendungen

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09-10-2008

Ein Blick hinter die Kulissen - welche Aufgaben haben die Assistenten und Berater der Europaabgeordneten

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Der Alltag eines Europaabgeordneten vergeht oft im Reisen zwischen Brüssel, Straßburg und seinem Heimatland. Die Volksvertreter beteiligen sich an diversen Ausschüssen, nehmen an den Plenarsitzungen teil, nehmen sich Zeit für Gespräche und Diskussionen mit den Wählern und für schriftliche Antworten zu verschiedenen Fragen. Um all diese Aufgaben zu erfüllen, stehen den Europaabgeordneten mehrere Mitarbeiter zur Verfügung.

"Im Europaparlament arbeiten insgesamt etwa 4000 bis 5000 Menschen, die sich in ein paar Gruppen einteilen lassen", erläutert Marjory van den Broecke, Sprecherin des Europaparlaments. Ein Teil dieser Mitarbeiter hat hauptsächlich administrative, technische und sonstige Aufgaben; ein großer Teil der Mitarbeiter pflegt die Pressekontakte. "Manche Fraktionen haben ebenfalls eigenes Personal und diese Kollegen haben meistens politische Verantwortungen. Und nicht zuletzt muss erwähnt werden, dass die Europaabgeordneten persönliche Assistenten einstellen dürfen", so die Pressebeauftragte des Europäischen Parlaments. Weiter erläutert sie:
 
"Für die Bezahlung dieser Mitarbeiter gewährt das Europaparlament jedem Europaabgeordneten monatlich 16.000 Euro und sie können sich einen, zwei oder mehrere Assistenten zulegen und ihr Gehalt selbst bestimmen", sagt Van den Broecke. "Uns liegen konkrete Angaben nur über jene Mitarbeiter vor, die in Brüssel arbeiten und am Europaparlament akkreditiert sind. Sie sind etwas mehr als 1000 an der Zahl. Die Abgeordneten sind jedoch nicht nur in Brüssel oder Straßburg – sie arbeiten sehr oft in ihren Heimatländern und das ist völlig normal so, denn sie haben viele Verpflichtungen ihren Wählern gegenüber. Wie viele Mitarbeiter ein Abgeordneter in seinem Heimatland hat, wissen wir nicht", so die Pressebeauftragte des Europaparlaments. "Die Assistenten im Team eines jeden Abgeordneten sind sehr unterschiedlich – jemand, der im Haushaltsausschuss sitzt, hat Wirtschaftsexperten und Finanzleute in seinem Team. Jemand, der sich mit dem Thema Umweltschutz auseinandersetzt, hat Biologen und Ökologen als Berater. Dieses System wird sich jedoch nach den Europawahlen 2009 ändern", ergänzt die Pressesprecherin des Europaparlaments. "Nach den Wahlen im kommenden Jahr werden wir nur noch zwei Gruppen Mitarbeiter haben. Diejenigen, die in Brüssel arbeiten und am Europaparlament akkreditiert sind, werden künftig Gehälter bekommen, die dem europäischen Niveau angeglichen sein werden. Die Assistenten der Abgeordneten, die im jeweiligen Heimatland, beschäftigt sein werden, bekommen dem Land angepasste Gehälter. Die wichtigste Veränderung wird jedoch sein, dass sie von speziell beauftragten Arbeitsagenturen in den Mitgliedsländern angestellt werden. Die Freiheit der Europaabgeordneten, ihre persönlichen Assistenten selbst auszusuchen, wird natürlich beibehalten, denn sie werden schließlich täglich zusammenarbeiten müssen", erläutert Marjory Van den Broecke.

Zu den Veränderungen, die die Sprecherin des Europaparlaments anspricht, kam es nach einem großen Skandal, als ans Licht kam, dass manche Europaabgeordnete Familienmitglieder als Assistenten in ihrem Team hatten. Mitte des Jahres wurden dann die neuen Bestimmungen verabschiedet, die zu mehr Transparenz in der Tätigkeit des Europäischen Parlamentes beitragen sollen. Die neuen Regelungen definieren sehr genau, was unter "Interessenskonflikt" zu verstehen ist. Dazu nun die
Vize-Parlamentspräsidentin Diana Willis:

"Die Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Einerseits muss der Abgeordnete seinen Mitarbeitern vertrauen können, um ein persönliches Verhältnis aufzubauen, das wir bei unserer Arbeit brauchen", sagt Diana Willis. "Andererseits darf man jedoch damit nicht übertreiben und wir müssen unsere Tätigkeit so transparent wie möglich gestalten. Meine persönliche Erfahrung damit hat gezeigt, dass eine Anzeige in mehreren Agenturen mir meinen neuen Assistenten beschert hat – ich bekam rund 400 Bewerbungen zugeschickt", erzählt die Vize-Parlamentspräsidentin. "Unser Ziel nach 2009 ist, ein besseres und reguliertes System bei der Einstellung von Assistenten zu haben. Rein technisch gesehen wird es nicht einfach sein, denn wir müssen eine neue Kategorie schaffen. Dadurch werden die Assistenten fast europäische Beamte, aber die Bedeutung liegt auf "fast", betont ausdrücklich Diana Willis.

Für den Assistenten sind die Erfahrung und Qualifikation sehr wichtig, um dem Europaabgeordneten bei seinen täglichen Aufgaben behilflich zu sein. Das behauptet Daniela Penkowa, die heute parlamentarische Assistentin des bulgarischen Europaabgeordneten Nikolaj Mladenow ist. Sie selbst arbeitete zuvor für verschiedene Nichtregierungsorganisationen, darunter für die "Open Society" und dem Europainstitut, wo sie sich dem Thema Europäische Union gewidmet hat. Dabei hat sie eine technische Ausbildung zur Ingenieurfachfrau. Erst Jahre später promovierte Daniela Penkowa auch an der Wirtschaftsuniversität in Sofia.

"Alle im Team von Nikolaj Mladenow haben einen ähnlichen Studiumabschluss, wie er selbst – Wirtschaftslehre", erzählt Daniela Penkowa. "Einer meiner Kollegen hat in Paris studiert, der andere gehörte dem Kabinett der EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kunewa an. Ich arbeite am Thema EU-Integration seit 15 Jahren und kenne mich inzwischen sehr gut aus. Eine weitere sehr wichtige Voraussetzung für den Job sind die Fremdsprachen. Mindestens eine Fremdsprache muss man perfekt beherrschen, und inzwischen ist die zweite Fremdsprache fast schon Pflicht geworden. Wir haben hier Kollegen, die drei Sprachen fließend sprechen, was natürlich im Europaparlament sehr viel weiter hilft. Im Plenarsaal spricht zwar jeder in seiner Muttersprache, aber die wahre Arbeit wird viel mehr in den Korridors und in den Cafés erledigt. Die Sozialisierung in dieser kleinen Welt, genannt Europaparlament, geht nur über Sprachkenntnisse. Unser Team ist zusammengewachsen, wir sind neu hier, erst seit einem Jahr, fühlen uns aber gut und arbeiten auch sehr gut zusammen. Nikolaj Mladenow hat täglich bis zu 30 Meetings und deshalb muss unsere Arbeit sehr gut organisiert sein, um damit Schritt zu halten", erzählt die Assistentin Daniela Penkowa. Und weiter:
 
"Je aktiver der Europaabgeordnete ist, um so mehr Aufgaben übernimmt er. Es müssen Berichte geschrieben, Gespräche vorbereitet und Gesetzesnovellen vorbereitet werden", berichtet die Assistentin des bulgarischen Europaabgeordneten Nikolaj Mladenow. "All diese Aufgaben sind nur von einem Team zu bewältigen. Nikolaj Mladenow sitzt in zwei Ausschüssen – im Binnenmarkt- und Verbraucherschutzausschuss und im Außenausschuss. Außerdem ist er Mitglied in weiteren drei Delegationen – für Afghanistan, Israel und Irak, wo er auch stellvertretender Vorsitzender ist. Bei all diesen Engagements braucht er natürlich Unterstützung. Jeder Abgeordnete kann eine gewisse Zahl Assistenten haben. In unserem Team sind wir zu Dritt – meine Kollegen helfen Mladenow bei seiner konkreten Arbeit in den Ausschüssen und meine Aufgabe ist, die Arbeit zu koordinieren und in erster Linie die Arbeit in Bulgarien zu organisieren", so Daniela Penkowa.

Obwohl die Arbeit oft stressig ist, behauptet Daniela Penkowa, dass es ihr nach wie vor Spaß macht, am Europaparlament zu arbeiten. Kein Tag gleicht dem anderen, es läuft nicht immer alles reibungslos und man steht unter Zeitdruck, muss Entscheidungen schnell fällen. Wie sieht ein Arbeitstag der Assistentin Daniela Penkowa aus?
 
"Der Tag von Daniela Penkowa hängt voll und ganz vom Tag von Nikolaj Mladenow ab", sagt die Assistentin. "Im Normalfall fangen wir um 8.30 – 9.00 Uhr an, aber oft hat Nikolaj Mladenow auch früher Termine und wir müssen uns gemeinsam darauf vorbereiten. Das Europaparlament ist eine Institution, wo ununterbrochen E-Mails geschrieben und empfangen werden, unabhängig von der Zeit. Wenn ich morgens ins Büro komme, erwarten mich in der Regel mindestens 200 neue Mails. Allein das Lesen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Hinzu kommt die Beantwortung, die Terminplanung usw. Hinzu kommt, dass wir alle einen Französisch-Kurs am Parlament besuchen und so opfere ich meine Mittagspause für Französisch. Nachmittags haben wir dann meistens unendliche Termine abzuarbeiten, insbesondere in den Wochen, wenn die Ausschüsse in Brüssel tagen. Dann sind auch die meisten Anfragen seitens verschiedener Lobbyisten. Und während all dessen laufen natürlich die Telefonate ununterbrochen weiter. Wann genau Büroschluss ist, weiß man selten. Wenn uns nach 18.00 Uhr noch Zeit und Kraft bleibt, unternehmen wir all das, was uns Spaß macht. Ich z.B. gehe sehr gern spazieren. Aber auch nach Büroschluss sind wir gern zusammen und oft sitzen wir dann gemeinsam in einem Lokal. Wie gesagt – in unserem Team fühlen wir uns wie eine Familie", sagt Daniela Penkowa, Assistentin des bulgarischen Europaabgeordneten Nikolaj Mladenow.

Europa wächst zusammen und so ist es nur zu verständlich, dass die Europaabgeordnete sich Mitarbeiter nicht nur aus dem eigenen Land holen. Und so sitzt im Team des bulgarischen Abgeordneten Christian Wigenin der junge Franzose Etienne Cuche.
 
"Christian Wigenin habe ich im Juni 2007 kennen gelernt, also kurz nach den ersten Europawahlen in Bulgarien", erinnert sich Etienne Cuche. "Ich arbeite mit ihm zusammen, weil mich das Team unserer Zusammenarbeit interessiert. Zuvor war ich im Europaparlament und hatte schon Erfahrungen gesammelt. Nun wollte ich, mit einem Abgeordneten aus einem der neuen EU-Mitgliedsländern zusammenarbeiten. Andererseits wollte Christian Wigenin jemanden in seinem Team haben, der schon parlamentarische Erfahrung hat. Und so sitzen wir nun einem Boot. Ich glaube, dass wir alle von den engen Kontakten zwischen Ost und West profitieren", meint Etinne Cuche, und weiter sagte er über seine Arbeit:

"Sie ist sehr interessant und vielseitig, und hat viel mit Politik zu tun", sagt Etienne Cuche. "Ich stehe in Beraterfunktion. Die Politik steht bei uns im Mittelpunkt. Ich helfe Wigenin, informiert zu sein, schlage ihm verschiedene Initiativen und Vorgehensweisen vor. Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt sind die Kontakte zu den bulgarischen Wählern – er ist schließlich in ihrem Auftrag hier. Daher unterstütze ich ihn bei all seinen Aktivitäten, die zu mehr und besseren Kontakten zu Bulgarien führen. Dazu gehören bulgarische Kulturtage in Brüssel oder Straßburg, Informationsabende mit Wigenin in verschiedenen Städten in Bulgarien und in Europa, die Vorbereitung von Konferenzen, die Bulgarien gewidmet sind, usw."

"Meine Arbeit lässt mich vollkommen eintauchen, sie ist eine große Herausforderung und sehr zeitaufwendig", erzählt Etienne Cuche vom Team des bulgarischen Europaabgeordneten Christian Wigenin. "Es macht mir Spaß, denn ich setzte mich gern mit Politik auseinander. Das Team jedes Abgeordneten besteht in der Regel aus zwei bis drei Mitarbeitern und deshalb bleibt nicht viel Freizeit, man hat einfach viel zu viele Aufgaben. Es besteht eine gewisse persönliche Nähe zum Abgeordneten, was großes Vertrauen untereinander voraussetzt. Dieses enge Verhältnis bedingt meine persönliche Informiertheit, was mich an dieser Arbeit sehr reizt", sagt der Assistent des bulgarischen Europaabgeordneten Christian Wigenin, der Franzose Etienne Cuche.

Die Beiträge zum Projekt "Heute – Partnerschaft mit dem Europaparlament" des Europäischen Instituts werden von Radio Bulgarien, RFI Rumänien und Yvelines Radio Frankreich ausgestrahlt. Finanziell getragen wird das Projekt von der Generaldirektion "Kommunikation" des Europäischen Parlaments.

Ihre Fragen und Meinungen können Sie uns mailen – unsere Adresse lautet: info@europe.bg  Nähere Informationen erhalten sie auch auf folgender Seite: http://parliament.europe.bg  

Autorinnen: Maja Pelowska, Iwa Letnikowa, Elena Karkelanowa, Blaga Georgiewa
Übersetzung: Vessela Vladkova


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