Schierhuber: Mehr EU-Hilfe für Jungbauern
Europaparlament fordert finanzielle Starthilfen für Betriebsansiedlungen
Die europäische Landwirtschaft trägt große Verantwortung für die Produktion hochwertiger Lebensmittel, die Gewährleistung der Nahrungsmittelsicherheit sowie für Umweltschutz und Landschaftspflege. Gleichzeitig ist aber der Anteil der Junglandwirte in der EU seit Jahren rückläufig. "Für Jungunternehmer gibt es zahlreiche finanzielle Starthilfen, auch und gerade aus EU-Mitteln. Auch unsere Jungbäuerinnen und Jungbauern brauchen eine solche Unterstützung. Hier liegt eine große Herausforderung für die Gemeinsame Agrarpolitik der EU. Die bereits vorgesehenen Beihilfen für Junglandwirte sollten unter die obligatorischen Maßnahmen im Rahmen der Planung der Mitgliedstaaten aufgenommen werden. Die Niederlassungsprämie gehört angehoben, vor allem für Betriebsansiedelungen in benachteiligten Gebieten", forderte heute Österreichs Bauernvertreterin im Europäischen Parlament, Agnes Schierhuber.
Das Europäische Parlament setzt sich in einem heute in Brüssel angenommenen Bericht dafür ein, eine rentable und existenzfähige Niederlassung von Junglandwirten sicherzustellen, um den ländlichen Raum lebenswert und lebensfähig zu erhalten sowie Abwanderungstendenzen und damit einer Verödung mancher ländlicher Regionen entgegenzuwirken. "Junglandwirte, die sich neu niederlassen wollen, sind teilweise mit großen Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzierung und einer hohen Verschuldung konfrontiert. Zinsvergünstigte Darlehen können hier helfen, genauso wie die Entwicklung neuer, auch steuerlicher Maßnahmen, damit Jungbauern die nach dem Erwerb ihrer Betriebe entstehenden hohen Zinskosten besser tragen können", so Schierhuber. "Es geht aber nicht allein um die Rentabilität der Betriebe. Wir müssen auch das ländliche Umfeld besser gestalten. Der Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie Post, Schulen, öffentlichen Verkehrsmittel und Gesundheitsleistungen ist ebenso notwendig wie eine umfassende soziale und wirtschaftliche Infrastruktur."
Für die Europäische Union müsse die Frage eines erfolgreichen und nachhaltigen Generationswechsels in der Landwirtschaft von großer Bedeutung sein. "Nur so können wir den Herausforderungen in den Bereichen Lebensmittel, Energie, Umwelt und ländlicher Raum, mit denen die europäische Landwirtschaft heute und morgen konfrontiert ist, gerecht werden. Ohne eine starke Landwirtschaft und eine Vielzahl von Landwirten ist das nicht zu bewältigen. Dabei ist vor allem auch darauf zu achten, Frauen die Beteiligung an neuen, jungen Agrarbetrieben zu erleichtern", ist die ÖVP-Europaparlamentarierin überzeugt. "Alle Zahlen belegen, dass Junglandwirte ihre Betriebe im Durchschnitt rentabler führen, für innovative Entscheidungen und umweltverträgliche Anbaumethoden aufgeschlossen sind. Hier können und müssen die EU und die Mitgliedstaaten ansetzen und entsprechend verdiente Hilfestellung leisten", betonte Schierhuber.
Nach den Daten von Eurostat von 2003 beträgt der Anteil der Landwirte in der Europäischen Union, die jünger als 35 Jahre sind, nur 7% und ist rückläufig. In Österreich und Deutschland stellen die Junglandwirte etwa 17 % der Gesamtzahl der Landwirte, in Finnland und in Belgien über 14 % und in Frankreich und Irland ca. 12 %. Den niedrigsten Prozentsatz an Junglandwirten weisen die Mittelmeerländer auf, namentlich Portugal (3,7 %) und Italien (5,2 %). Mehr als fünfzig Prozent der europäischen Agrarbetriebe werden von Landwirten über 55 Jahren geführt, der Anteil der über 65-Jährigen liegt bei 25 Prozent.